Die Geheimnisse der Klangwiedergabe
„The secret of sound-reproductions ”
 

Man kann es nicht oft genug wiederholen:

Musik ist einfach- und physikalisch- ausgedrückt ein Fluss von Klängen. Klänge bestehen aus einer beliebigen Kombination von sinusförmigen Tönen in unterschiedlicher Tonhöhe (Frequenz), Lautstärke (Amplitude), und zeitlichem Bezug (Phase) zueinander. Diese Töne werden als Grundton und Obertöne bezeichnet. Der Eigencharakter von Stimmen und Instrumenten ist in dieser festen zeitlichen Beziehung der Obertöne zu dem Grundton wie ein Fingerabdruck in der s.g. Hüllkurve bzw. dem Klangspektrum  gespeichert.
Hüllkurven beschreiben die gesamte Form eines Klanges über der Zeit - einschließlich der Variationen in der Tonhöhe, der Lautstärke und des Timbres. Timbre (Klangfarbe) ist die Qualität eines Klanges, die uns zwischen zwei Klängen mit der gleichen Tonhöhe unterscheiden lässt.

Musik entsteht durch den ständigen zeitlichen meist harmonischen und dynamischen (laut/leise) Wechsel von verschiedenen Klängen. In dem fortlaufenden Ein- und Ausklingen von verschiedenen Tönen (Ein- und Ausschwingvorgänge, Impulse) steckt u. a. die Information des Raumes (Räumliche Abbildung). Aus diesem Grund ist auch bei Mono eine gewisse Raumabbildung möglich. Der dreidimensionale Raumeindruck entsteht durch Intensitäts- und Laufzeitunterschiede verschiedener Schallquellen und/oder deren reflektierten, also zeitlich versetzen Wellen. Durch die stereophone Aufzeichnung wird dieser räumlich/zeitliche Versatz konserviert. 

Für den Anspruch „natürliche Musikwidergabe“ und „bestmögliche Klangqualität“ mit dem Status HiFi (high fidelity = naturgetreue bzw. originalgetreue Wiedergabe) oder der Steigerung  „High-End-HiFi“ (bestmögliche...) oder sogar „State of the Art“-Technologie muss also erreicht werden diesen Zeit- und Amplituden- Zusammenhang möglichst genau zu reproduzieren. Je genauer feinste Obertöne in ihrer richtigen Dosierung und ohne Verfälschung, im richtigen zeitlichen Zusammenhang innerhalb der Klänge und relativ zu dem zweiten Kanal übertragen werden, um so realistischer ist die Wiedergabe. Es ist also offensichtlich: Der Faktor Zeit, also zeitrichtig, zeitkohärent bzw. phasenrichtig ist extrem wichtig!
Es ist wohl jedem einleuchtend das diese extrem schwierigen Bedingungen nicht von 0815-Komponenten aus dem Supermarkt zu erfüllen sind.

Die Musik-Übertragtragungskette
 muss immer von der Signalquelle bis zum menschlichen Ohr betrachtet werden.
Einzelne Komponenten können nie isoliert beurteilt werden.

Die Musikquelle:
Das Ziel sollte sein den Original-Aufnahmeraum in den eigenen Wohnraum zu "transportieren".
Musikkonsumenten und Entwickler von HiFi-Übertragungsketten sind natürlich an dass gebunden was die Musikindustrie als „Software“ zur Verfügung stellt.
Aus einer schlecht produzierten oder schlecht gefertigten Musikquelle kann auch die beste Übertragungskette nicht mehr rausholen. Im Gegenteil: Je besser die Kette umso gnadenloser
wird jeder Fehler der Musikquelle aufgedeckt!

Die Optimierung der Übertragungskette: 
Die „Hardware“ beginnt bei der Signalquelle (z.B. CD/DVD/SACD-Player und Plattenspieler), geht über die Verstärkerkette (Vorverstärker, Endstufe) mit den dazugehörigen Signalverbindungen (NF- und Lautsprecherkabel) zu den Schallwandlern (Lautsprechersysteme), der Stellfläche (Rack) und über den Hörraum zum Ohr. Die Netzversorgung der Komponenten darf natürlich auch nicht außer Acht gelassen werden. Beim Thema Hörraum müssen alle Bereiche der Akustik mit einbezogen werden: Mikrofonie (Rückkoplung des abgestrahlten Signals zu der Quelle) und damit verbunden Vibrationen der Komponenten, stehende Welllen, Reflexion, Diffussion, Absorbtion, Interferenz im Raum. 

Die Beurteilung der Wiedergabe:

Als absoluter Vergleich kann eigentlich immer nur das Original dienen. Dies kann natürlich zugegebenermaßen nie gänzlich erreicht werden. Ziel muss aber die möglichst perfekte Live-Illusion sein! Bei der Beurteilung einer Kette sollten Sie sich also immer die Frage stellen:

 „Wie realistisch ist für mich die dargebotene Illusion“,
„Wie sehr fühl ich mich live dabei, ohne mich krampfhaft auf die Wiedergabe zu konzentrieren“. ?

Einige Tipps dazu:

  • Nicht nur mit den „Ohren“ hören, sondern mit allen Emotionen die Musik erfassen!
  • Nicht nur auf die Details der Musik konzentrieren (Klänge), sondern ganzheitlich Musik erleben!
  • Vertrauen Sie auf Ihre Ohren! Hören Sie mit geschlossenen Augen! Achten Sie auf Ihren Körper. Fühlen Sie sich wohl bei der Musik?
  • Haben Sie Lust mit den Füssen mitzutanzen? Stellt sich sogar eine Gänzehaut ein, bzw. stellen sich die Nackenhaare hoch?
  • Ist laute und leise Widergabe unangestrengt möglich? Beginnt die Wiedergabe nach einer gewissen Zeit zu nerven?
  • Beurteilen Sie die Wiedergabe wie die Live–Darbietung einer guten Band bzw. eines guten Orchesters: Stimmt das Timing, das Zusammenspiel, die Spielfreude, das Klangspektrum, die Klangfarben, die Räumlichkeit, die Dynamik usw.?
  • Lassen Sie sich möglichst nicht von Verkäufern, Werbesprüchen und Testberichten beeinflussen. Ganz einfach nur unbefangen, entspannt zuhören und selbst entscheiden.
Begriffe der Klangbeschreibung

Sicher ist, dass eine effektvolle Anlage, die nur bei speziellem Musikprogramm gut klingt, Ihnen auf Dauer keine Freude machen wird! Wenn Sie aber das Gefühl haben ständig etwas neues in Ihren, als bekannt geglaubten, Musikquellen zu entdecken und die Lust nach immer mehr Musik geweckt wird, dann liegen Sie richtig! 
Geübte, sensible Hörer, benötigen nur einige Musiktakte um die Qualität einer Kette relativ gut zu Beurteilen. 

Wie nah ist das Original erreichbar? Nur wer in entspannter Atmosphäre (im Wohnraum) einmal eine überragende Kette genossen hat, die ihn gefesselt hat, ihm das Gefühl von Live geboten hat, Gänsehaut verursacht hat, der weis wie hoch die Fahnestange hängt und wie wenige Personen dies erleben können, bzw. dürfen.
Viele Personen die sich schon seit Jahrzehnten mit dem Thema beschäftigen (z.B. auch HiFi-Händler) sind weit davon entfernt. Die meisten selbsternannten Profis können nur Prospekt- und Zeitschriften- Informationen wiederholen.

Wer nichts besseres kennt, vermisst es auch nicht! Hat man sich an gewisse Eigenarten seiner Kette, (die ja schon viel Geld gekostet hat und nur aus Testsiegern besteht), gewöhnt, so fehlt die innere Bereitschaft etwas fremdes, vermeintlich richtigeres, zu akzeptieren. Wird zudem als Maßstab eine falsch zusammengestellte bzw. falsch aufgestellte Super-Anlagen angesetzt, die einem eigentlich gar nicht so begeistert, die aber eigentlich richtig klingen müsste! , weil sie ja so gut getestet wurde, so führt dies auch nicht auf die richtige Bahn.

Das Erlebnis „livehaftige, authentische Wiedergabe“ ist zum Glück des Kunden nicht unmittelbar proportional zum Preis, sowie dem Bekanntheitsgrad und dem Werbeaufkommen der Herstellerfirmen. Jeder hat wohl schon einmal eine, aus sehr teuren Geräten, namhafter Hersteller, zusammengestellte Kette gehört, die einfach nur miserabel war!
Es kommt oft vor dass eine unscheinbare, aus „namenlosen Komponenten“ zusammengestellte recht preiswerte Kette bei weiten besser spielt. Dies bringt den Verkäufer natürlich in Erklärungsnot.

Der Preis spiegelt eben nicht zwangsläufig die Klangqualität wieder. Er ist bedingt durch die hohen Entwicklungs-, Allgemein-, und Herstellungskosten (oft Handarbeit) auf Grund einer kleinen Stückzahl, sowie der meist besseren verwendeten Bauteile. Es darf auch nicht vergessen werden, dass der überwiegende Teil des Verkaufspreises reines Marketing ist. Die Preisfaktoren sind hier natürlich die Gewinnspannen von Hersteller, Importeur, Vertrieb und Einzelhändler, sowie nicht zu vergessen zum großen Teil leider auch sündhaft teure Werbung. All dies ist natürlich auch nötig, sollte aber seine sinnvollen Grenzen haben.

Eine hervorragende Kette zu entwickeln, oder aus Einzelkomponenten zusammenzustellen erfordert sehr viel Know-how, Erfahrung, Gefühl und einen sehr hohen zeitlichen Aufwand auf Grund der vielen Hörtests. Wenn in einem Baustein eine Eigenschaft (z.B. Räumlichkeit) auf der Strecke bleibt, ist sie weg, sie kann dann nicht mehr wiederhergestellt werden. Deshalb müssen alle Bausteine der Kette hochwertig und aufeinander abgestimmt sein. 
Vergessen werden darf auf keinen Fall die richtige Platzierung der Anlage und der Boxen, sowie die Wahl der Hörposition. Werden hier gravierende Fehler begangen (zu viel Kompromisse eingegangen), kann der Rest der Kette noch so gut sein – authentisch wird die Wiedergabe nicht.
Hier muss der Hersteller eine vernünftige Aufstellanweisung für die Anlage und besonderst für die Lautsprecher liefern und der Händler sollte den Kunden auch noch nach dem Verkauf betreuen.

 Die Kette ist nur so gut wie ihr schwächstes Glied!

Der Komponententest:
Wie schon erwähnt kann eine Komponente und sogar ein Bauelement nie isoliert beurteilt werden. Bei einem Hörtest oder Hörvergleich hört man immer das Testobjekt in Verbindung mit dem Rest der Kette. Jede Komponente und jedes Bauelement steht in mannigfaltiger Beziehung zu Anderen.
Diese Beziehungen sind elektrischer und mechanischer Art. Um nur einige zu nennen: Elektrische- und elektromagnetische -Felder, elektrische Fehlanpassung, elektrische- und mechanische- Störmodulation (z.B. Schwingungen, Mikrophonie) ... 

Gerade bei Verbindungskabeln setzt oft ein Kompensationseffekt ein. Beispiel: Eine zuvor in den Höhen scharf geklungene Anlage klingt jetzt angenehm warm und rund. Vorrausgesetzt die Komponenten der Kette sind nicht von minderwertiger Qualität muss jetzt die Frage gestellt werden:
Ist der Fehler noch vorhanden und ich hör ihn nur nicht mehr? Ist vielleicht etwas Anderes mit auf der Strecke geblieben? oder hatte das andere Kabel wirklich den Fehler verursacht? Ist es also nur eine Veränderung, oder wirklich eine Verbesserung?
Oft wird eine neu eingefügte, zweifellos „richtigere“ Komponente, als Verschlechterung abgetan nur weil diese einen, zuvor vorhandenen, Fehler erst richtig aufdeckt! Es ist leicht möglich Schritt für Schritt in die falsche Richtung zu optimieren. Am Ende kippt das ganze Klangbild und die Optimierung kann wieder von vorne beginnen.

Ein einigermaßen sinnvoller Komponenen-Hörtest (A/B-Vergleichstest) ist nur möglich, wenn der Rest der Kette sehr hochwertig ist, und sich möglichst neutral verhält. Bevor das Testobjekt „eingeschleift“ wird muss die zuvor bekannte Anlage noch mal mit dem gewählten Test-Musikprogramm gehört werden. Die Musik muss natürlich auch für diesen Test ausgesucht und geeignet sein. Das Musikprogramm sollte aus verschiedenen Bereichen stammen z.B.: Klassik mit kleiner und großer Besetzung, Frauenstimmen, rhythmischer Jazz,  natürliche Instrumente sowie ev. Pop und Rock. Gut geeignet sind einige speziell zusammengestellte Test-CD´s, die dann verschiedenes Musikprogramm in jeweils sehr guter Aufnahmequalität (z.B. von Chesky Records) bereitstellen.
Der Test sollte mehrfach, jeweils mit „zurückbauen auf den alten Stand“, zu verschiedenen Tages/Nacht-Zeiten, mit verschiedenen Musikprogramm und am Besten von mehreren „unvorbelasteten“ Personen durchgeführt werden. Erst dann darf ein entgültiges Urteil gefällt werden! Zu oft kommt es vor, dass effektvolle Veränderungen rein subjektiv und pauschal beurteilt werden. Der Entwickler und „Bastler“ z.B., ist auch noch dem trügerischen Effekt der „Selbsterfüllung“ ausgesetzt. Er wünscht sich natürlich unbewusst, dass die gerade durchgeführte Änderung eine Verbesserung ist. Völlig ungeeignet ist das (fernbediente) ständige hin- und herschalten zwischen zwei Vergleichsobjekten. Damit können nur tonale Veränderungen und Läutstärkeunterschiede herausgehört werden (lauter, leiser, fetter, knalliger). Der Fluss der Musik, der Zeitablauf, wird ständig unterbrochen. Dieser ist aber unbedingt nötig um die Struktur der Musik, wie Melodiebögen, Betonung und Artikulation wahrzunehmen. Genau in dieser Disziplin ist der entscheidende Unterschied zwischen Standard und High-End verborgen. An einer bereits sehr hochwertigen Kette, ist fast jede, auch noch so kleine, Veränderung meist bei den ersten Musiktakten wahrnehmbar. Es reicht aus, dass jeweilige Musikstück nur ca. ein bis drei Minuten anzuspielen. Vor dem Wechsel sollten noch mal die ersten Takte kurz wiederholt werden. Es muss unbedingt darauf geachtet werden, dass beide Testobjekte mit gleicher Lautstärke abgehört werden. Bei unterschiedlicher Lautstärke wird unbewusst immer dem lauteren der Vorteil gegeben.
 

Indizien für eine Verbesserung:

Die Hörerfahrung zeigt dass alle wirklichen Verbesserungen (=Fehlerminimierung) sich unmittelbar in folgenden Punkten bemerkbar machen sollten:
 

  • Die Wiedergabe scheint leiser geworden zu sein. Sie strahlt mehr Ruhe aus.
  • Die Höhen sind scheinbar weniger geworden, ohne dass sich die Transparenz verschlechtert hat.
  • Es sind mehr Details wahrnehmbar, ohne dass die Wiedergabe kälter oder lauter wirkt. 
  • Zwischen den Tönen ist mehr Ruhe. Der Ausklang der Töne endet mehr im Nichts und sie kommen aus dem Nichts.
  • Die Spielfreude, das Zusammenspiel der Darbietung ist besser geworden.
  • Komplexe Musikpassagen wirken aufgeräumter und durchsichtiger.
  • Die Musik löst sich besser von den Lautsprechern. Die Instrumente sind mehr umrissen. Zwischen den Instrumenten ist mehr Luft. Die Proportionen sind echter.
  • Die Klangfarben der Stimmen und Instrumente wirken natürlicher und selbstverständlicher. 


Objektiv und subjektiv, der Geschmacksfaktor:
Die klangliche Beurteilung ist natürlich auch etwas subjektiv, jeder empfindet Musik etwas anders.
Es ist wie wenn drei Personen drei verschiedene Weine, einen (vielleicht gepanschten) Billigwein und zwei verschiedene Spitzenweine, beurteilen. Dem „Nichtkenner“ schmeckt der süße, einfache, billige „Wein-X“. Dem einen „Kenner“ schmeckt der trockene, fruchtig leichte „Wein-Y“ besser, dem anderen „Kenner“ der trockene, schwere, vollmundige „Wein-Z“ besser. Beide sind sich aber einig - auf den ersteren Wein würden sie nie wieder zurückfallen!
Wie man sieht: Auch wenn die Qualität stimmt, bleibt noch genügend Spielraum für den Geschmack.

Der Einfluss der „Psychoakustik“ auf die Klangqualität:
Es ist unmöglich alle Fehlerquellen die eine Audio-Übertragungskette aufweist zu beseitigen! Das Thema ist einfach zu komplex, die Abhängigkeiten untereinander sind zu groß!
Insbesondere die Fehler, die auf Grund der Aufstellung der Anlage im Hörraum gemacht werden, können von den Anlagen-Entwicklern nur begrenzt beeinflusst werden.
Der Kunstgriff besteht darin, die entscheidenden Fehler zu minimieren. Entscheidend sind solche, die dem mehr oder weniger geübten Gehör auffallen - die unangenehm und unnatürlich wirken. Oft zeigt sich das einige (naturidentische) Fehler in großer Dosis vom Gehör toleriert werden, ja sogar als angenehm empfunden werden (z.B. harmonische Verzerrungen k2), während andere, in kaum messbarer, homöopathischer Dosis, äußerst unangenehm sind (dynamische und musikinduzierte Verzerrungen, sowie Zeitfehler).
Verschiedene Hörer reagieren unterschiedlich auf Fehler. Was dem einen besonderst unangenehm ist, kann der Andere oft noch tolerieren und umgekehrt. Oft werden bewusst wohlklingende Fehlerquellen als Würze eingesetzt (z.B. Beeinflussung des Klirrspektrums). Röhrenverstärker besitzen oft diesen „schönfärbenden Klangeffekt“.

Einige, auch bei High-End, oft angewandte Tricks um Fehler zu kaschieren:
Es wird die Baugruppe, oder das Bauelement (z.B. Operationsverstärker, Kondensator, Verbindungskabel) mit der geringeren Bandbreite oder dem weicheren Klang eingesetzt und bewusst auf Feinauflösung verzichtet um wärmere Klangfarben zu erreichen. (Zudem sind diese Bauteile auch noch viel preiswerter)
Bei Lautsprecherboxen wird oft mit der Klangbalance gespielt: Bassanhebung bzw. geringe Dämpfung im Grundtonbereich kaschiert fehlenden Tiefbass. Etwas lautere Hochtonwiedergabe erzeugt scheinbar mehr Transparenz und Dynamik. Etwas abgesengte Mittenwidergabe kaschiert Klangverfärbung. Bewusst eingesetzte Phasenfehler bewirken unnatürliche, aber spektakuläre Räumlichkeitseffekte, oder steigern die Präsenz. Beispiele hierfür sind z.B. die Umpolung von Lautsprecherchassis (Mittel- oder Hochtöner) in der LS-Box.
Es ist also Vorsicht geboten bei der Beurteilung. Das Ziel muss sein möglichst viele Fehler zu beseitigen und nur sehr zart Verdeckungs- und Kompensationseffekte auszunutzen. 
 
 

 Musik ist ein ganzheitliches Geschehen.
 Nicht die messbaren, sondern die fühlbaren Eigenschaften sind entscheidend.

 Messtechnik ist wichtig! 
 Sie muss nur sinnvoll angewandt, und 
 die Messergebnisse richtig interpretieren werden!

 Klangqualität ganzheitlich messtechnisch zu erfassen ist unmöglich!

 Eine musikalische, messtechnisch schlechte Kette, 
 ist immer noch besser als eine messtechnisch perfekte, unmusikalische!





„Auch das Auge hört mit“ oder „Die subjektive Beeinflussung“:
Zweifellos spielt die Optik der Kette auch eine wichtige Rolle. Imposant anzuschauenden, gut verarbeiteten Geräten wird sicher eine richtigere Klangwidergabe zugemutet als den nach „Bastelei“ aussehenden Geräten. Einem Gerät mit offenen glimmenden Röhren wird ganz automatisch ein wärmeres Klangbild zugestanden. Ein bekannter Name auf der Frontplatte, ein hoher Preis, ein schöner Fotobericht in einer Audiozeitschrift, ein massives Laufwerk oder ein großer massiger Verstärker (HiFi-Maschinenbau), ein edles Furnier bei den Lautsprechern, all dies assoziiert auch Professionalität in der Klangwidergabe. Gerade hiermit lassen sich ungeübte Hörer leicht überrumpeln,  was natürlich auch geschickt von dem Marketing ausgenutzt wird. 
Welcher selbst ernannter „High-Ender“ taucht nicht mal gerne in die schönen Testberichte einer Audio-Zeitschrift ein? Die Macht der Audio-Fachpresse ist dementsprechend hoch.Testergebnisse sind erstaunlicherweise fast immer direkt proportional zum Preis, dem Bekanntheitsgrad, sowie dem Werbeaufkommen des Herstellers oder dessen Vertriebes.
Geschickte Verkäufer legen dem Kunden schon vor dem Testhören nahe was er denn jetzt hören wird. Die Erwartungshaltung und die direkte und indirekte Beeinflussung weckt eine Befangenheit. Die Aufnahmefähigkeit für die Musikwidergabe (und deren Fehler) ist oft blockiert. 

Die Philosophie:
Leider konzentrieren sich viele High-End-Hersteller überwiegend auf die in dem letzten Absatz beschriebenen Punkte. Ein schönes auffälliges Gehäuse (für das viele Geld) ist dem unerfahrenen, finanzkräftigen High-End-Fan, und seinem Bekanntenkreis, ja auch besser näherzubringen als eine natürliche Musikwidergabe. Das Ziel möglichst viele Fehlerquellen der Wiedergabe zu eliminieren ist nur sehr vereinzelt in der Branche zu erkennen. Gerade bei Lautsprechersystemen werden immer wieder bewusst die gleichen Fehler begangen. Nur wenige Hersteller befassen sich ganzheitlich mit den Problemen der richtigen Musikreproduktion. Es wird oft nur ein Problem sehr konsequent angegangen und bis zum Exzess ausgebaut. Beispiele hierfür: Dynamik mit der Vernachlässigung von Feinzeichnung, der Verfärbungsarmut und der Räumlichkeit. Warme Klangfarben ohne Feinzeichnung und Dynamik. Impulsive Wiedergabe mit überzogener, kalter Hochtonwiedergabe. Das extrem wichtige Thema phasenrichtig (zeitkohärent) ist bei den wenigsten Firmen ein Thema. Immer wenn ein entscheidender Schritt in die richtige Richtung begangen wird, so muss man leider feststellen, dass dafür andere Fehlerquellen, die allseits bekannt sind, sträflich vernachlässigt wurden. Häufig werden noch die gleichen Fehler wie vor über 20 Jahren begangen.

Zusammenfassend scheint die High-End-Scene ist in verschiedene Lager gespalten zu sein:

  • Es wird nur entwickelt was dem momentanen Trend entspricht. Entscheidend ist Design und Show. Die musikalische Qualität ist zweit- oder drittrangig, zuerst kommt das Marketing. Werbung ist effektiver und billiger als lange Entwicklungszeiten. High-End ist nur die Optik und der Preis. 
  • Nur was technisch perfekt, messtechnisch nachweisbar und physikalisch (wenn auch mit begrenzten Wissen) erklärbar ist, kann auch High-End sein. "Was nicht sein kann, dass nicht sein darf". Warum hören wenn wir perfekte Messgeräte haben.
  • Es wird auf Grund einer persöhnliche Theorie entwickelt, die wiederum auf Grund einer begrenzten Hörerfahrung und meist ohne Wissen oder Beachtung der technischen, physikalischen Zusammenhänge entstanden ist. Messen ist unwichtig. Es kann doch alles mit dem Ohr erfasst werden. Die Entwicklung efolgt fast ausschließlich auf Grund empirischer Erfahrungen.
  • Musikalisch hochwertiges High-End kommt stets von denen, die klug genug sind, alles erfassbare Wissen anzuwenden: Umfangreiches technisches Know-How, empirische Ergebnisse, Messdaten und natürlich Hörergebnisse. 


 High-End bedeutet wohl eher bei vielen:
  Eine Philosophie auf die Spitze treiben, und nicht „best mögliche Musikwidergabe“.
 Die High-End-Branche lebt leider hauptsächlich von der Show.
 So wie es der Kunde will ?!

Grundsätzlich gilt: „Viele Wege führen nach Rom“.
Es kommt nicht unbedingt auf die Technologie an:
Röhre, Halbleiter, rein Digital, nur analog, ... ,
sondern wie konsequent möglichst viele der entscheidenden Probleme angegangen werden!

Klangparameter zur Beurteilung der Musikwidergabe:

1. Rauschfreiheit, Signal-/Störabstand:
Ein nicht rauschfreies, mit Brumm- oder Knackgeräuschen überlagertes Musiksignal ist lästig. 
Dies hat aber nur geringen Einfluss auf die Klangqualität. Im allgemeinen hat eine hochwertige- und gut Installierte Kette keinerlei Probleme mit diesem Fehler.

2. Frequenzgang:
Der Frequenzgang übt einen merklichen Einfluss auf die tonale Wiedergabe der Kette aus. 
Dieser „Fehler“ ist aber sehr subjektiv und oft reine Geschmacksache. Eine Verschiebung der Klangbalance, z.B. eine leichte Erhöhung im Bass und in den Höhen, sowie eine Absenkung im Mitteltonbereich wird oft als vorteilhaft empfunden. Dieser Fehler ist wohl eher unter Geschmack und Klangdesign zu verbuchen und hat objektiv, wenn es nicht übertrieben wird (3dB über Alles können toleriert werden), nichts mit Klangqualität zu tun. Der Fehler tritt hauptsächlich bei Lautsprechersystemen in Verbindung mit dem Hörraum auf. Nur sehr offensichtliche Fehler wie Stufen, Höcker, Spitzen und Löcher im Frequenzgang wirken sich sehr negativ aus. Diese deuten aber dann auf gravierende Pegel- und Phasenfehler hin. Stimmt das Verhältnis obere zu unterer Grenzfrequenz nicht, so wirkt sich dies auf die „Klanghelligkeit bzw. Klangtemperatur“ aus. Hat ein Lautsprechersystem einen nicht ausreichend tief herabreichenden Bassbereich (z.B. >60Hz), aber einen ausgedehnten Hochtonbereich(>20kHz), so verschiebt sich die Temperatur in Richtung hell und kühl; und umgekehrt in Richtung dunkel und warm. Über das richtige Verhältnis gibt es schon seit langen Regeln. Entscheidend für eine natürliche Wiedergabe ist ein ausgewogener, möglichst gleichmäßiger Frequenzgang.

3. Basspräzision, Bassresonanz:
Verschmierte oder nicht absolut impulstreu abgestrahlte Bässe üben einen sehr starken Einfluss auf die Klangqualität aus. Ein dröniger, wummriger, überzogener Bass ist allenfalls für Discogänger oder Car-HiFi-Fanatiker (Boom-Car) tragbar.
Hier spielt die Bassabstimmung des Lautsprechersystems (Dämpfungsverhalten des Basses im eingebauten Zustand inklusive Kabel und Endstufe) in Verbindung mit der Aufstellungs- und Hörposition (Stehende Wellen) eine entscheidende Rolle. Ein schwingungsarmer Chassis- und Gehäuseaufbau (Schalldämmung) und eine gute Entkopplung vom Boden ist extrem wichtig. Bei Subwoofer-Satellitensystemen spielt der Abstand zu den Satelliten eine große Rolle (Phasen- bzw. zeitrichtige Ankopplung). Werden die Obertöne, die ja vom Mittel- Hochtonbereich geliefert werden, nicht möglichst phasenrichtig zu dem Grundton aufaddiert kann der Bassimpuls nicht trocken und impulstreu wiedergegeben werden! Klingt der Bassimpuls nicht schnell genug aus (Nachschwingen des Chassis und des Raumes) so mischt sich der neue Impuls mit den Nachzüglern und das verschmiert die Wiedergabe. Besser eine etwas höhere untere Grenzfrequenz mit sauberer Widergabe als umgekehrt. 

4. Natürliche Hochtonwiedergabe und Verfärbungsarmut
bzw. Farbechtheit, Reinheit der mittleren Frequenzen:
Dies ist ein sehr wichtiger Klangparameter. Im Hochtonbereich reagiert unser Gehör sehr empfindlich auf Fehler. Unnatürliche Oberwellen (Klirr bzw. das Klirrspektrum) die in falscher Dosierung, oder zusätzlich auftreten, werden geübten Hörern sofort negativ auffallen. Die Hauptproblematik ist in der Verstärkerkette und den Mittel-/Hochtonsystemen der Lautsprecher zu suchen. Eine unnatürliche Hochtonwiedegabe erkennt man an scharfen Esslauten und tendenziell kalter, eher metallischer, kratziger Wiedergabe. Verfärbungen fallen am meisten im Mitteltonbereich auf. Eigenschwingungen von Membranmaterialien (z.B. Metallmembranen), sowie zugeführte, aufmodulierte (AM, FM) Fremdsignale sind die Hauptursache. Aber auch Ein- und Ausschwingvorgänge in analogen- und digitalen Filtern (Frequenzweiche, CD-Player) verursachen diesen Fehler. Am unangenehmsten sind unharmonische und dynamische Verzerrungen, die im direkten zeitlichen Bezug zum Musikprogramm (musikinduzierte Störung) stehen. Diese unnatürlichen Verzerrungen sind reinste Klangkiller. Sie entstehen hauptsächlich durch Rückkopplungseffekte (Elektrische Gegenkopplung und Mikrophonie) und nichtlineare Übertragungskennlinien (z.B. Übernahmeverzerrungen).

5. Hohes Auflösungsvermögen, Transparenz, Detailausleuchtung, Durchzeichnung:
Dies ist die wahrgenommene Klangvielfalt, der Klangfarbenreichtum (Timbre) bzw. die musikalische Feininformation der Musikwiedergabe. Es wird oft auch der Begriff Feindynamik angewandt. Sie beschreibt die Fähigkeit Lautstärkeabstufungen auch bei kleinem Hörpegel differenziert wiederzugeben. Oft wirkt die Musikwidergabe wie durch einen feinen Vorhang wiedergegeben. Eine gute Transparenz ist wie ein offenes Fenster zum Klang. Diese Eigenschaften sind entscheidend für die Ausdruckskraft der Musik. Um dies zu erreichen muss die gesamte Kette sehr sorgfältig in allen Bereichen ausgeführt sein. Stark behindernd wirken z.B. nichtlineare Verzerrungen, dynamische Verzerrungen und Zeitverzerrungen. Die Lautsprecherchassis insbesondere die Hochtöner müssen feinsten Signalen impulstreu, d.h. schnell folgen können (einschwingen) und ebenso schnell sich wieder beruhigen können (ausschwingen). 

6. Räumlichkeit (Akustische Tiefe, Holographische Vorstellung):
Eine räumliche Wiedergabe (3-Dimensional: Breite, Tiefe, Höhe) ist sehr stark von der Aufnahmetechnik abhängig. Es gibt nur wenige Aufnahmen, bei deinen insbesondere eine natürliche akustische Tiefe (Tiefenstaffelung) konserviert ist. Zumeist wird eine künstliche Tiefe mit Hilfe von speziellen Aufnahmeeffekten (Mikrofonaufstellung) erzeugt. Praktisch jede Komponente oder Baugruppe der Kette kann, unabhängig von der konservierten Aufnahme, für eine eingeschränkte Räumlichkeit verantwortlich sein.
Eine gut ausgeprägte, stabile, dreidimensionale oder sogar holographische, natürliche Räumlichkeit beherrschen nur wenige Ketten. Dieser Parameter ist sehr entscheidend  für eine überzeugende Illusion und damit für eine gute Klangqualität.
Eine übertriebene-, unnatürliche-, diffuse-, pseudo- Räumlichkeit entsteht auf Grund von Phasenfehlern, meist im Lautsprechersystem. Ein Kette bei der die Musik am Lautsprecher klebt, wo keine (oder kaum) Raumtiefe wahrgenommen wird, ist leblos und damit inakzeptabel. Bedingung für eine ausgeprägtes, natürliches, räumliches Abbildungsvermögen ist eine hohe Auflösung der Kette (feinster Nachhall muss wiedergegeben werden) und eine homogene Abstimmung der Lautsprecher, sowie Kanalgleichheit und möglichst geringe Zeitverzerrungen (Gruppenlaufzeit). Der Hörraum und die Aufstellung der Lautsprechersysteme spielt natürlich auch eine Rolle. Je mehr Einfluss der Raum auf Grund von Reflexionen (Hall, Echo) nehmen kann umso mehr wird die räumliche Wiedergabe des Aufnahmeortes, bzw. die bei der Aufnahme inszenierte Räumlichkeit, verfälscht wiedergegeben. 

7. Fokussierung:
Dies ist der Begriff für die räumlich exakte Positionierung (die Ortbarkeit) der in einer Aufnahme steckenden Einzelschallsignale. Diese sollten frequenzunabhängig sein. Wichtig ist eine exakte räumliche Positionierung der Schallereignisse, vor allem auch in Bezug auf die Oberwellen eines Musikinstrumentes. Wenn diese Forderung nicht erfüllt ist, wirken einzelne Ereignisse im Klangbild unnatürlich. Der Fokus beschreibt also die Klangschärfe, die Konturen und Grenzen der Abbildung. Ein Parameter, der nicht einfach in den Griff zu bekommen ist. Es gelten ähnlich Bedingungen wie bei den beiden zuvor genannten.

8. Präsenz, physikalische Wirkung:
Diese Begriffe beschreiben wie realistisch die Bühne der Wiedergabe aufgespannt wird. Wie stark ist das Gefühl dass die Proportionen des wiedergegebenen Musikereignisses stimmen. Oft hat eine Kette zwar eine gute Raumausleuchtung, es fehlt aber die Körperhaftigkeit der Stimmen. Die dargestellte Bühne und die Personen wirken zu klein (Puppenstubeneffekt). Die Fähigkeit einer Kette sehr tiefe Frequenzen wiederzugeben hilft die physikalische Wirkung der Wiedergabe zu steigern. Energiereicher sauberer Tiefbass bildet das Fundament der Wiedergabe. Diese Eigenschaften sind nicht leicht in den Griff zu bekommen. Oft wird Präsenz mit einem Mangel an Tiefenstaffelung, Losgelöstheit und Feinzeichnung erkauft. 

9. Dynamik:
Dies ist der Unterschied zwischen laut und leise. Dieser wichtige Parameter ist maßgeblich dafür verantwortlich eine Live-Atmosphäre zu schaffen. In der Regel wird eine eingeschränkte dynamische Wiedergabe aber nicht als unmusikalisch empfunden. Dieser Parameter wird durch die maximal mögliche Abhörlautstärke im Hörraum bestimmt. Er wird durch den Verstärker, den Wirkungsgrad und die Belastbarkeit des Lautsprechersystemes geprägt und ist im allgemeinen leicht zu beeinflussen. (Siehe: Dynamik, Leistung, Wirkungsgrad, Belastbarkeit).
Ein hohes Auflösungsvermögen und schnell reagierende Lautsprechersysteme (Impulsverarbeitung) begünstigen die empfundene Dynamik mehr als eine (zu) hohe maximal mögliche Absolutlautstärke. Viel wichtiger für das Live-Feeling ist die Fähigkeit der Kette schnelle flüchtige Wechsel realistisch wiederzugeben. Dies sind schnelle dynamische Veränderungen der Lautstärke und von hohen zu tiefen Frequenzen. Sie erzeugen die Spannung, die Dramatik den Biss der Wiedergabe. Entscheident dafür ist die Reaktionsgeschwindigkeit und das Dämpfungsverhalten der Lautsprecher, sowie die Geschwindigkeit und der Zugriff der Verstärkerkette (Slew-Rate, Dämpfungsfaktor). D. h. wie schnell werden Impulse in Schalldruck umgesetzt und wie schnell klingt das Signal wieder aus. 

10. Timing, Rhythmik, Tempo:
Timing ist ein sehr umstrittener Begriff, wohl weil er nicht einfach zu beherrschen ist. Er ist ebenfalls für eine gute Klangqualität entscheidend.
Timing ist ein Begriff für die Fähigkeit einer Kette den dynamischen Fluss (die Energieübertragung), die Struktur der Musik möglichst gut wiederzugeben. Beeinflusst wird er durch Zeitfehler der Kette. Begriffe wie Jitter in der digitalen Welt, sowie Gleichlaufschwankungen und Gruppenlaufzeitverzerrungen in der analogen sind hier zu nennen. Weiterhin spielen Modulationseffekte durch Mikrophonie eine große Rolle. Die Ausschwingvorgänge träger Lautsprechersysteme und des Raumes (stehende Wellen) vermischen sich mit dem aktuellen Musikprogramm. Diese zeitversetzte Überlagerung verschmiert den Fluss der Musik. Das Feeling für Rhythmik ist gestört. Weitere Fehlerquellen sind z.B. grobe Phasenverschiebungen von Lautsprecherchassis, z.B. ein Subwoofer, der vor-, oder nacheilt. All diese Fehler machen den Drive der Musik zunichte.
Wenn Ihr Fuß automatisch beginnt im Takt der Musik mitzuschwingen ist das Timing ok! 

11. Homogenität
Ebenfalls ein sehr wichtiges Qualitätskriterium. Eine Wiedergabe ist homogen, wenn alles wie aus einem Guss spielt. Der Hochtöner wird nicht als solcher wahrgenommen. Kein Detail der Aufnahme sticht als unangenehm hervor.
Fehlende Homogenität ist hauptsächlich ein Problem der Lautsprechersysteme. Je mehr Chassis verwendet werden, umso größer ist die Gefahr der Inhomogenität. Zu viele Eigenarten wie z.B.: Eigenklang des Membranmateriales, verschiedene Ein-/Ausschwingzeiten, verschiedener Wirkungsgrad, verschiedenes Abstrahlverhalten, sowie Phasenfehler der Frequenzweichen müssen unter einen Hut gebracht werden. Ein guter Test: Rosa-Rauschen auf die Kette geben – Hören Sie ein Rauschsignal oder mehrere? Die tonale Balance bedingt durch den Frequenzgang spielt auch hier eine große Rolle. Ebenso die Aufstellung der Lautsprecher: Unterschiedliche Reflexions- und Absorptionseigenschaften rund um die Lautsprecher verschlechtern die Homogenität. Eine inhomogene Zusammenstellung der Verstärkerkette kann auch ein Problem darstellen. Wenn ein schneller Vorverstärker in Verbindung mit einer langsamen Endstufe benutzt wird, kann dies zu dynamischen Verzerrungen führen. Eine Lautsprecherbox mit kritischem Inpedanzverlauf verlangt nach einer Endstufe mit gutem Dämpfungsfaktor (also keiner Röhre). Ein Röhrenverstärker mit geringer Leistung benötigt zwangsläufig wirkungsgradstarke Lautsprechersysteme, an sonsten wird der Verstärker immer an seinem Limit gefahren und dies bedeutet unnötige Verzerrungen. Die Wahl der richtigen Lautsprechergröße für den Hörraum ist ebenfalls wichtig. Ein großer Lautsprecher, der aus Estetik- und Platzgründen in die Raumecken verbannt wird, verursacht wesentlich mehr raumakustische Probleme wie ein Kleiner. 

12. Atmosphäre, Emotionalität:
In dieser Königsdisziplin  können nur sehr wenige Anlagen mitmischen. Hier muss bewusst die Rede von Ketten sein. Denn nur wenn die Einzelkomponenten zusammenpassen, alle oben aufgeführten Punkte stimmig sind und viel Feintuning an Raum, und Aufstellung der Lautsprecher und Komponenten durchgeführt wurde, kann dies erreicht werden.
Viele Ketten spielen einfach leblos, technisch perfekt, aber ohne Flair, auf höchstem Niveau, aber eben unmusikalisch. Es gibt nur sehr wenige Ketten die es schaffen das Musikprogramm ohne Schönfärberei „beseelt“ und mit einer gewissen Aura wiederzugeben. Die es erreichen authentisch den inneren Gehalt, das Feeling der Musik zu vermitteln. Ohne ganzheitliche Denkweise und konsequnter Umsetzung ist dies nicht zu erreichen!

Einige diese Begriffe können sehr gut auf folgender CD nachempfunden werden:
 „The Ultimate Demonstation Disc“, Chesky Records, Deutscher Kommentar von Frank Laufenberg.

Was leistet unser Ohr die (physikalische Größenordnungen): 
Unser Ohr ist ein sehr sensibles Sinnesorgan und daher sehr anspruchsvoll. Die Zeit- Lautstärke- und Frequenz- Auflösung ist extrem gut.
Es kann zeitliche Abfolgen im Mikrosekundenbereich aufzulösen. Die erste Wellenfront eines Schallereignisses (bis ca. 2 Millisekunden) dient der Identifikation (der Ortung und Erkennung) des Schallereignisses. Später eintreffende Signale werden zur Ortung nicht mehr benutzt.
Das Ohr hat eine unglaubliche Empfindlichkeit. Die Hörschwelle liegt bei einem sehr kleinem Schalldruck von nur 20µ Pascal und die Schmerzgrenze erst bei 100 Pascal. Das sind 120dB Dynamik! 
Der Frequenzbereich liegt bei etwa 10 Hz - 16 kHz. In jungen Jahren kann die obere Grenze auch bei 20 kHz liegen. Diese ist aber nicht so entscheidend, da unser Ohr die Hüllkurve eines Klanges auswertet. Auch wenn die Sinuswahrnehmung bei 16 kHz aufhört wird eine Bandbreitenbegrenzung von z.B. <20kHz und eine Erweiterung auf bis zu 100 kHz vom geübten Hörer wahrgenommen. Außerdem hört man mit den gleichen Ohren ja auch Live.

Die Ursachen für den nicht perfekten Klang:

Wenn Sie das Ziel haben, dass Ihre Kette alle wichtigen, oben genannten, Klangparameter mit Bravur bestehen soll, dann müssen folgende Punkte beachtet werden:
 

  • Die Fehlerquellen (Klangverfälschungen) stecken in allen an der Wiedergabekette beteiligten Komponenten und Bauteilen also auch im Hörraum. Es gibt keine perfekten Komponenten, sondern lediglich solche, die weniger Fehler aufweisen. Die Besten Komponenten sind jene, welche die geringsten Verfälschungen des Audio-Signals verursachen. 
  • Je weniger Komponenten und Bauteile in einer Kette verwendet werden (Minimalismus), um so geringer ist die Fehlerwahrscheinlichkeit. Ein schöner Spruch dazu: „Je einfacher desto Kling“.
  • Nicht alle Fehler sind hörbar oder störend. Naturidentische Fehler werden vom Ohr nicht als unangenehm wahrgenommen, sie werden sogar als zur Musik dazugehörig akzeptiert.
  • So lange ein Fehler, oder die Summe der Fehler unter der Hörschwelle bleibt wird er nicht wahrgenommen und kann somit toleriert werden. So machen sich Phasenfehler und Klirr im Bassbereich weit weniger bemerkbar wie im Hochtonbereich. 
  • Eine Komponente mit einem gravierenden unnatürlichen Fehler reicht aus die Klangqualität der Kette zu zerstören. Solche Fehler können nur durch den Austausch des Übeltäters behoben werden! 
  • Fehler pflanzen sich fort, sie addieren oder multiplizieren sich. Jede Fehlerkompensation (=Verdeckungseffekt) bedingt einen anderen Fehler, der sich möglicherweise schwerwiegender auswirkt. Die Ursache: Eine richtige Kompensation ist nahezu unmöglich, da die Phase und die Amplitude über der Frequenz genau entgegengesetzt sein muss! 
  • Fehlerquellen müssen möglichst kompromisslos angegangen werden. Davon darf auch der Hörraum nicht verschont bleiben. Kann der Hörraum nicht direkt geändert werden (bautechnische Eingriffe) so hilft oft ein „work-around“ in Form von Verändern der Lautsprecher- und Hörposition und der Raumausstattung mit breitbandig leicht dämpfenden und zerstreuenden Schalleigenschaften. Genauso wie der Baßlautsprecher auf das Gehäuse abgestimmt ist, muss die Lautsprecherbox auch zu dem Hörraum passen. 
  • Die Fehlereinflüsse sind etwa zu gleichen Teilen elektrischer, mechanischer und akustischer Art! Wobei die drei Welten nicht getrennt betrachtet werden dürfen, da sie sich meist gegenseitig beeinflussen. Die folgenschwersten Fehlerquellen sind:
    1. Zeitverzerrungen (Gruppenlaufzeitverzerrungen): Unterschiedliche Frequenzen benötigen unterschiedliche Verarbeitungszeit von der Quelle bis zum Ohr. Dies wird  verursacht durch Phasenfehler bei Filtern, Kabeln, Kondensatoren und durch unterschiedlich schnell reagierende, sowie mit zeitlich versetztem Schallursprung abstrahlende Lautsprecherchassis. Diese Verzerrungen weisen nichtlineare Frequenzabhängigkeiten auf, und beeinflussen dadurch auch die Signalform (Amplitude).  Die Folge ist schwerwiegend und eines der Hauptübel unnatürlichen Klanges.

    2. Zeitbasisverzerrungen: Der Takt-Jitter in der digitalen Welt bewirkt ein Verschwimmen der Impulsflanken auf der Zeitebene. Dies verursacht in der analogen Welt ebenfalls dynamische, unnatürliche Verzerrungen. Am gravierendsden ist hier der musikabhängige Jitter, der durch Mikrophonie und den Musikdatenstrom selbst beeinflusst wird.

    3. Von der Musik unmittelbar (elektro-mechanisch) ausgelöste Eigenvibrationen (musikinduziert) der Bauteile (Röhren, Kondensatoren, Widerstände, Halbleiter, ...), Lautsprecherchassismembran (Partialschwingungen, AM-, FM-Modulation) und der Lautsprechergehäuse (das schlecht gedämmte Gehäuse strahlt Schall ab, Kippmomente auf Grund von unsicherem Stand) und damit verbundener zeitlich versetzter Überlagerung des aktuellen Musiksignals mit dem zuletzt abgestrahlten.

    4. Materialklang: Jedes Bauelement dass Schall abstrahlt, und dass sind nicht nur die Lautsprechermembranen, sondern auch die über Mikrophonie angeregten Baugruppen,  Stellflächen, Wände und Möbel prägen dem Schall einen gewissen Fingerabdruck in Form seines Resonanzspektrums auf. Das bedeutet, der Schall wird materialspezifisch verändert. Machen Sie den Klopftest. Nur wenige Materialien klingen angenehm neutral und natürlich. Der Eigenklang einer Lautsprechermembran ist so dominant, dass er sogar durch massive elektrische Filter-Maßnahmen nicht eliminiert werden kann!

    5. Rückkopplungsverzerrungen (dynamische, zeitlich versetzte Verzerrungen) durch elektrische Gegenkopplung (in der Verstärkerkette) und durch akustisch-mechanische Rückkopplung des abgestrahlten Schalles auf die Geräte und Bauelemente (Mikrophonie). Diese zeitversetzte Schwingungsanregung verursacht wiederum Modulation und Jitter und damit dynamische Verzerrungen. Das Problem der Über-Alles-Verstärkergegenkopplung ist: Das aktuelle Eingangssignal wird mit dem verzögerten Ausgangssignal verglichen, welches das verzögerte fehlerhafte Eingangssignal des vorherigen Zeitpunkts repräsentiert. Verzerrungen niedriger Frequenz können korregiert werden. Solche höherer leider nicht. Dies hat zur Folge dass sich das Klirrspektrum in Richtung hell und unnatürlich verändert (Klirr höherer Ordnung steigt an). Das Hauptproblem ist die komplexe frequenzabhängige Verstärkerlast, die das Rückkopplungssignal (Korrekturwert) verfällscht.
    Außerdem: In der Natur gibt es keine kurzzeitige Rückkopplung ! Das ist wohl der Grund warum unser Unterbewustsein diese Verzerrrungen als besonderst unangenehm empfindet.

    6. Ein- und Ausschwingvorgänge von Filtern (Elektronik), Lautsprecher (Mechanik) und Raum (Akustisch z.B. stehende Wellen). Diese verursachen eine Reaktionsverzögerung der Impulswidergabe und ein Nachklingen der Töne (Resonanz). Dies betrifft auch die Entkopplungs- und Dämpfungselemente, die Stellfläche und die Gerätegehäuse. Diese nehmen verzögert Schallenergie auf und geben mechanische Energie verzögert wieder ab. Die mechanischen Schwingungen wirken dann über die Bauteile zum Teil wieder auf elektrische Größen und damit ist der Rückkopplungskreis geschlossen (Ein einziger Wirrwar gekoppelter Schwingungen).
    Aufwendige Systeme reproduzieren das Ein- und Ausschwingen der Instrumente nicht im richtigen Zeitablauf. Aus diesem Grund ist komplexe Musik wie z.B. „Neue Musik" (Komponisten des 20. JH: Schnittke, Boulez, Stockhausen, Wolff, Vare`se usw.), welche auf sehr genauen zeitlichen Abläufen und Klangfarben basiert, in der Regel nicht anhörbar wenn dieser Fehler zu groß ist. Falsche, zu starke und selektive, elektrische und mechanische Dämpfung verschlimmert das Problem meist noch. Die Wiedergabe ist verwaschen und holprich.

    7. Falsche Dämpfung: Schmalbandige Resonanzen durch Dämpfung oder hohe Masse zu eliminieren, führt zu dumpfen Klavieranschlägen und unklarer Basswidergabe. Die Wirkung ist also wie ein mechanischer Dynamik-Kompressor. Wieder ein Zeitproblem: Der Fluss der Melodie und die Spannung in der Wiedergabe bleibt auf der Strecke. Der bessere und einfachere Weg ist die Diffusion und das Aufbrechen der dominanten Resonanzen in unschädliche, kleine Resonanzen.
    Der Dämpfungsfaktor eines Verstärkers, auch wenn er schweinbar frequenzunabhängig ist, verursacht ebenfalls Fehler die hier einzuordnen sind. Dieser Fehler sind umso ausgeprägter bei Verstärkern die ihren hohen Dämfpungsfaktor durch starke Gegenkopplung erzeugen.

    8. Schlechte Raumakustik: Zu starke, zu frühe und mehrfach- Reflexion verschmiert die räumliche Abbildung und die Ortbarkeit. Selektive Absorption, z.B. mitschwingende Möbelteile oder schwingende Gipsplattenwände entziehen schmalbandig Energie. Resonanzanregung bewirkt das Gegenteil. Hier werden schmalbandige Frequenzbereiche verstärkt. Das Ziel muss eine breitbandige Resonanzverteilung sein. Zu stark bedämpfte Räume machen die Musikwidergabe leblos.

    9. Unnatürliche, inharmonische Verzerrungen (Intermodulation) durch nichtlineare Übertragungskennlinien der Halbleiter, der Röhren, der Übertrager, der Digital-Analog-Wandler und natürlich der Schallwandler. Zu diesem Thema zählen auch magnetische Verzerrungen wie sie z.B. durch Wiederstände, Steckverbinder, Relais, Stahlblechgehäuse und durch magnetische Streufelder von Trafos, Übertrager und Spulen, ... entstehen. Weitere Fehlerquelle sind Nulldurchgangsverzerrungen bei Gegentaktendstufen und an Materialgrenzschichten z.B. im Kabel und an Steckverbindern. Diese Verzerrungen sind meist frequenz- und  amplitudenabhängig. Sie sind besonderst dann störend, wenn sie bei kleinen Lautstärken und hohen Frequenzen auftreten.

    10. Musikunabhängige (statische, oder zufällige) Störmodulation durch Hochfrequenzeinstreuung, Masse-Ausgleichströme und unsaubere, instabile Spannungsversorgung beginnend mit der Netzspannung. Diese Störungen legen sich wie ein Nebel auf das Nutzsignal und erzeugen damit unnatürliche Verzerrungen höherer Ordnung. Die Wirkung ist eine rauhe harte Hochtonwidergabe.
     
     

Die Wahl der richtigen Bauelemente: 

Koppel-Kondensatoren (im Signalweg) und Lautsprecherchassis (-Membranen) sind (vorrausgesetzt die Kette ist recht hochwertig und weist keine groben Fehler auf) besonderst klangbestimmende Bauelemente.
Bei diesen Bauelementen sind die Klangeigenschaften messtechnisch nur bedingt erfassbar. Glänzende technische Einzeldaten sagen bei beiden nichts über deren Klangqualität aus. Das Zusammenspiel von elektrischen und mechanischen Eigenschaften ist hier von entscheidender Bedeutung. Ein elektrisch perfekter (nahezu theoretisch idealer) Kondensator dessen Verlustfaktor an der unteren Messgrenze liegt, kann einem anderen, der elektrisch miserabel, aber mechanisch in irgend einer Art ideal ist, bei weitem klanglich unterlegen sein. Es ist schon unglaublich wie dramatisch ein Koppelkondensator, sowie das Membranmaterial bei einem Lautsprecher, die Gesamtheit der Musikwidergabe beeinflussen kann.
Kondensatoren mit sehr guten Audioeigenschaften werden leider großserienmäßig so gut wie nicht mehr hergestellt. Spezielle für Audio gefertigte Typen sind zum Teil sündhaft teuer und halten auch nicht immer was sie versprechen. Es ist schon beschämend, das Kondensatoren die vor 40 Jahren hergestellt wurden, heutigen Hochpreis-Audiotypen oft ebenwürdig oder überlegen sind!

Leider wird zu häufig an den Symphtomen rumgebastelt.

Der musikbegeisterte „Bastler“ hat keine andere Möglichkeit, und meist nicht genügend tiefgreifende Kenntnisse, und er wird natürlich von der Branche gelenkt. Die meisten Hersteller wollen (oder können) nichts ändern, solange mit den Fehlern noch genügend Geld verdient wird.
Für die überwiegende Anzahl von Kunden ist ihre High-End-Anlage ein schöner Einrichtungsgegenstand, oder ein Statussymbol und nicht das Werkzeug zur Musikreproduktion. Diese meist finanzkräftige Gruppe wird hauptsächlich angesprochen. Für diese Gruppe ist das extrem teure „Show-High-End“ ausgelegt. Geräte und Zubehör müssen groß, mächtig, schwer, vollgestopft, glitzernd und mit bekannten Namen sein. Es gibt aber glücklicherweise doch noch genügend echte „High-Ender“ denen klangliche Ergebnisse wichtiger sind als alle Marketing-Auswüchse.
Viele der oben genannten Zusammenhänge sind schon seit über 20 Jahren bekannt. Einige sind gerade in Mode geraten und werden momentan von der Industrie finanziell ausgeschlachtet. Andere sind schon wieder in Vergessenheit geraten, obwohl sie vielleicht einen musikalischen Fortschritt gebracht haben. Wieder andere werden in Zukunft "anerkannt" sein und werden dann für Umsatz sorgen. So ist die Welt nun mal.

Näheres zu den beschriebenen Fehlern und Effekten ist unter „Infos“ auf unserer Homepage beschrieben.
 

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